Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Geschichte des Mittelalters - S. 68

1888 - Wiesbaden : Kunze
68 Erste Periode des Mittelalters. er die Bistümer Salzburg, Freisingen, Regensburg, Passau, Würzburg, Erfurt, Büraburg bei Fritzlar, Eichstädt und richtete sein besonderes Augenmerk auf den Lebenswandel und die geistige Regsamkeit der Geistlichen. Zu dem Ende berief er Synoden, ließ heilsame Gesetze aufstellen und verbot den Geistlichen die Teilnahme an Jagden und Kriegszügen. 745 brachte er auf einer allgemeinen fränkischen Kirchenversammlung die Oberhoheit des Papstes für die gesamte fränkische Kirche zur Anerkennung. Mainz wurde zum Erzbistum erhoben und Bonifacius durch Ptpirt den Kleinen 748 zum bleibenden Wohnsitz übergeben. Von Mainz aus leitete Bonifacius die ganze Kirche Deutschlands mit Kraft und Wohlwollen, sodaß er in Wahrheit ein Wohlthäter für Deutschland geworden ist. Der Bekehrungseifer aber erfüllte selbst noch die Brust des hochbetagten Greises. Es zog ihn unwiderstehlich hin nach Fries land, gleichsam als solle er sein verdienstliches Werk in dem Lande be- schließen, wo er es begonnen hatte. Von geheimer Todesahnung erfüllt, traf er seine letzten Anordnungen. Nach einer kurzen, glücklichen Fahrt den Rhein hinab langte er mit zahlreichem Geleite an und ließ sich zu D o k k u m nieder, wo er in seinem Wirken bald guten Erfolg hatte. Als er aber am 5. Juni 755 Bekehrte zur Taufe erwartete, brach eine Schar heidnischer Friesen hervor, um den Sturz der Götzenbilder zu rächen. Ohne mit seinen Gehilfen Widerstand zu leisten, fiel er, das Evangelienbuch in der Hand haltend , unter den Axthieben dieser Heiden und starb mit 52 seiner Gefährten den Märtyrertod. Seine Leiche fand seinem Wunsche gemäß ihre Ruhestätte in dem von ihm gegründeten Kloster Fulda. Der Ausbau des Werkes, zu dem Bonifacius in Deutschland den Grund gelegt hatte, wurde von seinen Schülern unter dem Schutze der Frankenherrschaft fortgesetzt. Christliche Kultur und Sitte löschten allmählich die Spuren des Heidentums aus. Auch äußerlich gedieh die Kirche. An den Bischofssitzen entstanden prächtige Kirchen (Dome) und bischöfliche Pfalzen; Handwerker, Freie und Edle zogen hinzu, sodaß diese Orte zu prächtigen Städten aufblühten. Die zu einem Dome gehörende Geistlichkeit bildete später das Domkapitel, woraus gewöhnlich der Bischof hervorging, der entweder von dem Domkapitel gewählt oder von dem Landesherrn ernannt wurde. Mehrere Bistümer wurden zu einem Erzbistum vereinigt. Die Klöster. Wichtige Kulturstätten wurden die Klöster. In fruchtbarer Gegend angelegt, gaben sie die Anregung zur Bebauung

2. Geschichte des Mittelalters - S. 82

1888 - Wiesbaden : Kunze
82 Erste Periode des Mittelalters. er zu den armen, aber strebsamen Schülern, die er zu seiner Rechten gestellt hatte: „Fahret fort, immer vollkommener und tüchtiger zu werden; dann wird euch mein Lob und Beistand nicht fehlen." „Ihr aber," fuhr Karl die trägen Knaben zu seiner Linken an, „ihr Söhne der Edlen, ihr seinen Püppchen, die ihr euch so reich und vornehm dünkt und des Wissens nicht nötig zu haben scheint, ihr unnützen Buben, ich sage euch, bei Gott! euer Adel gilt nichts bei mir; wenn ihr eure Trägheit nicht durch Eifer und Fleiß wieder gut macht, so habt ihr von mir nichts zu hoffen." An seinem Hofe umgab er sich mit gelehrten Männern, die ihn in seinen Bestrebungen unterstützten. Der Angelsachse Alkuin (f 804), der wie Karl die Bildungskraft der Religion und der alten Sprachen schätzte, wurde aus Italien berufen und unterrichtete an der Hoffchule. Karl schenkte ihm großes Vertrauen und ließ durch ihn in Tours für alle Bildungsanftalten feines Reiches eine Musterfchule errichten. Paul Warnefried (Diakonus) schrieb die Geschichte der Langobarden, Petrus von Pisa lehrte die Grammatik ; Einhard, den Karl wegen feiner Anlagen schort als Knaben an feinen Hof genommen hatte, unterstützte ihn bei feinen Bauten und schrieb Karls Leben. Im Verein mit diesen Männern wirkte Karl auch für Erhaltung der deutschen Litteratur schätze und Pflege der deutschen Sprache. Er veranstaltete eine Sammlung alter deutscher Heldenlieder, welche leider nicht erhalten blieb, arbeitete mit feinen Gelehrten eine deutsche Grammatik aus, gab den Monaten *) und Winden deutsche Namen und forderte von den Geistlichen, daß sie in deutscher Sprache predigten und die Grundlehren des Christentums in dem Volke darin befestigten. Die Baukunst förderte er durch Errichtung von Gebäuden auf feinen Gütern und durch Erbauung von Pfalzen (Palästen) zu Aachen, das er wegen feiner warmen Bäder zum Lieblingsaufenthalt erkor, zu Ingelheim und Nymwegen, wo er abwechselnd Hof hielt; ferner ließ er zu Aachen einen Dom errichten und mit Marmorsäulen und Gemälden aus Rom und Ravenna ausschmücken. Karls Privatleben. Karls Wahlfpruch war: „Christus siegt, Christus regiert, Christus triumphiert". Er befolgte ihn fein ganzes Leben getreulich, denn er war fromm und gottesfürchtig, besuchte die Kirche täglich und unterstützte die Armen und Notleidenden alter- *) Die Monate hießen: Wintermond, Hornung, Lenz-, Oster-, Wonne-, Brach-, Heu-, Ernte-, Herbst-, Wein-, Wind- und Christmond.

3. Geschichte des Mittelalters - S. 102

1888 - Wiesbaden : Kunze
102 Zweite Periode des Mittelalters. Im Norden waren die Dänen unter ihrem König Harald Bl au zahn in Schleswig eingefallen. Otto trieb sie zurück und eroberte 947 Jütland bis zum Simfiord, wo er an dem (wahrscheinlich nach ihm benannten) Ottensund die Nordgrenze seines Reiches dadurch bezeichnete, daß er seine Lanze in das Meer schleuderte. Die Mark Schleswig wurde wieder hergestellt und der Dänenkönig zur Annahme des Christentums genötigt; zur Verbreitung christlicher Kultur wurden die Bistümer Schleswig, Ripen und Aarhus errichtet. Unruhen ilt Atalien gaben Otto Veranlassung, auch in die Verhältnisse dieses Landes bestimmend einzugreifen. Nach dem Tode Arnulfs in Deutschland hatte sich Hugo von Niederburgund, der mütterlicherseits mit Lothar Ii. verwandt war, des Thrones in Italien bemächtigt und seinen Sohn Lothar zum Mitregenten ernannt, welcher sich mit Adelheid, der Tochter Rudolfs Ii. von Burgund, vermählt hatte. Gegen diese erhob sich Markgraf Berengar Il von Jvrea in Piemont, ein Nachkomme einer Tochter Ludwigs des Frommen. Hugo wurde überwunden und fein Sohn wahrscheinlich vergiftet. Nun wollte Berengar Lothars Witwe Adelheid (§• 23, 3) zwingen, sich mit feinem Sohne Adalbert zu vermählen, den er zum Mitregenten hatte krönen lassen. Als Adelheid sich dessen weigerte, kerkerte Berengar die schöne Witwe in einem Schlosse am Gardasee ein. Allein ihr treuer Kaplan grub einen Gang unter den Mauern des Schlosses zum Kerker der Königin und brachte sie zu ihrem Vetter, dem Grasen Azzo, auf das Schloß Canossa. Als Berengar dieselbe auch in diesem Zufluchtsort bedrängte, begab sich der treue Kaplan Martin mit einem Schreiben Adelheids zu Otto I., worin sie denselben in ihrer Not um Beistand ersuchte. Dtto-folgte 951 dem Rufe, überstieg die Alpen, besiegte den aufrührerischen Markgrasen und ließ sich als König der Langobarden huldigen. Da feine Gemahlin, die Angeljachsin Editha (§.23, 3), 947 gestorben war, so vermählte er sich jetzt mit Adelheid. Doch belehnte er den Markgrafen großmütig mit dem Königreiche, nachdem ihm Berengar 952 Treue geschworen hatte. Otto mußte jetzt eilig nach Deutschland zurück, denn fein Sohn Ludolf, der mit des Vaters Heirat unzufrieden war, hatte sich in Verbindung mit feinem Schwager Konrad von Lothringen gegen Otto aufgelehnt. Beide wurden 954 besiegt und verloren ihre Herzogtümer. Ludolf föhnte sich jedoch mit feinem Vater bald wieder aus, blieb treu und vertrat ihn später in wichtigen Angelegenheiten.

4. Geschichte des Mittelalters - S. 109

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 20, 1. Konrad Ii. 109 Griechen bis zur Südspitze Italiens zurück. Dann setzte er die Normannen zu Hütern der südlichen Grenzmark seines Reiches ein. Nachdem die Unterwerfung des Reiches vollendet und die Grenzen gesichert waren, ging Heinrich mit dem Plane um, einen allgemeinen Weltfrieden zu begründen. Da starb er 1024 kinderlos auf seiner Pfalz Grona bei Göttingen. Er wurde in seiner Lieblingsstiftung, in der Domkirche zu Bamberg, beigesetzt, wo später auch seine Gemahlin Kunigunde (§. 23, 5) ihre Ruhestätte fand. Heinrich war ein frommer Fürst und der Kirche bis zu seinem Tode treu ergeben; dabei hat er die kaiserlichen Rechte gewahrt und selbst in Rom die Schirmvogtei mit strenger Hand geübt. Die Kirche hat später (1146) ihn samt seiner Gemahlin heilig gesprochen. Mit Heinrich Ii. erlosch das erlauchte sächsische Kaiserhaus. §. 20. 3)iß frnnfoifcsien oller fatifrfien laifec 1024—1125. 1. Konrad Ii. 1024 — 1039. Nach Heinrichs Ableben versammelten sich im September 1024 die deutschen Völkerstämme unter ihren Herzögen an den Ufern des Rheins zwischen Mainz und Worms zur neuen Kaiserwahl. Man fragte lange hin und her nach dem Tüchtigsten und beschränkte die Wahl auf immer engere Kreise, bis endlich zwei Männer herausgefunden wurden. Beide hießen Konrad, waren Vettern, gleich tüchtig, der eine älter, der andere jünger, und stammten von Otto dem Franken ab. Beide besprachen sich jetzt unter einander und kamen dahin überein, daß der Nichtgewählte die durch die Fürsten vollzogene Wahl des andern gutheißen wolle. Als nun zur Wahl geschritten wurde, gab der Erzbischof von Mainz, welchem die erste Stimme zukam, diese dem älteren Konrad, und alle geistlichen und weltlichen Großen folgten seinem Beispiele. Auch Konrad der Jüngere stimmte bei und nannte ihn seinen Herrn und König. Nachdem die Wahl entschieden war, trat die Witwe Kaiser Heinrichs Ii., die fromme Kunigunde, mit den Reichskleinodien herzu, überreichte sie den Fürsten, und Konrad wurde noch am nämlichen Tage zu Mainz gekrönt. Aus dem Wege zum Dome umdrängten ihn viele Hilfeflehende; die Bischöfe wurden über diesen Verzug unwillig, Konrad aber sprach laut: „Es ist meine erste Pflicht, Gerechtigkeit zu üben, es fei mir bequem oder nicht!" Diesem edlen Grundsätze blieb er allezeit treu. Konrad war eine derbe, kräftige Natur, leutselig gegen die Guten,

5. Geschichte des Mittelalters - S. 134

1888 - Wiesbaden : Kunze
134 Zweite Periode des Mittelalters. Auf Roberts jüngsten Bruder Roger I. folgte in der Regierung der Insel Sizilien dessen Sohn Roger Ii. (1130—1154). Dieser verband, nachdem Roberts Haus erloschen war, dessen Land mit Sizilien, und der Papst Anaklet H. erhob die vereinigten Gebiete zum Königreich Neapel und Sizilien. Roger Ii. gab dem Lande eine gute Verfassung und sorgte für Verbesserung der Rechtspflege und Förderung der Kultur. Durch die Vermählung der Erbtochter Rogers Ii., Konstantia, mit Kaiser Heinrich Vi. kam das Königreich 1194 unter die Regierung der Hohenstaufen. §. 22. m r' wim jtneifßii Zeitraum. Die Kulturbestrebungen Karls des Großen und der Kirche waren von erfreulichem Erfolg begleitet. Überall, wo das Christentum Eingang gefunden hatte, blühten Kloster- und Domschulen auf und wurden Pflegestätten für Kunst und Wissenschaft. Viele Klosterschulen erwarben sich großen Ruf, so Fulda unter Rhabanus Maurus, St. Gallen, Reichenau, Weißenburg, Hersfeld und Neu-Korvey. Namhafte Domschulen entstanden in Magdeburg, Hildesheim, Paderborn, Würzburg, Bamberg, Köln, Trier, Augsburg. Wie rasch und tief das Christentum in Deutschland Wurzel schlug, zeigen die Denkmäler der im 9. Jahrhundert entstandenen christlichen Poesie, die auf dem Boden der unterdrückten heidnischen erblühte. Dazu gehört: das Wessobrunner Gebet, das seinen Namen nach dem Fundorte, dem Kloster Wessobrunn in Bayern, trägt, die Zeit vor der Schöpfung schildert und vermutlich den Anfang zu einer Schöpfungsgeschichte bildete und trotz einiger Ausdrücke, die an die Edda erinnern, doch ein durchaus christliches Gepräge hat; ferner Muspilli (Weltbrand), ein Gedicht, welches in christlicher Vorstellung, aber mit heidnischen Anschauungen untermischt, das Ende der Welt zum Gegenstände hat. Es fallen in diese Zeit auch die beiden, das Leben Jesu behandelnden Evangelienharmonieen: der um 850 der Sage nach von einem sächsischen Bauern, wahrscheinlich aber von einem Geistlichen in alt-sächsischer Sprache gedichtete Heliand und der um 870 in althochdeutscher Sprache und Reimversen verfaßte Krist des Weißenburger Mönchs Dtfried. Daran reiht sich das Ludwigslied, welches den Frankenkönig Ludwig Hl., Enkel Karls des Kahlen, und dessen Sieg über die Normannen bei Saucourt 881 feiert. Vor der Macht des Christentums mußte die heidnische Volkspoesie in Deutschland bald erlöschen, und im Eifer um die Befestigung christlicher Anschauung ^

6. Geschichte des Mittelalters - S. 136

1888 - Wiesbaden : Kunze
136 Zweite Periode des Mittelalters. dem Einfluß bet kaiserlichen Arauen aus dem ©üben fanb das otubium der klassischen Litteratur in Deutschland Eingang, nnb gab Kunst und Wissenschaft einen tieferen Gehalt. Ottos I. »ruber Bruno ließ klassische ©tubien treiben und sorgte für eine gelegene Vorbilbung der Geistlichen. Der Bischof Bernwarb von Hilbesheim verfaßte Schriften über Mathematik und Alchimie und wirkte für die Ausübung der bilbenben Künste und Musik; begleichen pflegte der berühmte Gerbert die mathematischen Wissenschaften. Die Geschichtschreibung fanb mehrere Vertreter: der Mönch Wittukinb von Komi) schrieb brei Bücher sächsischer Geschichte, Bischof Ditmar von Merseburg würde Verfasser der Zeitbücher (Chroniken) der sächsischen Kaiser, der Mönch Larnpert von Aschaffenburg schrieb ebenfalls eine Chronik. Bei der Bevorzugung der lateinischen Sprache als der Kirchensprache entstanb eine lateinische Klosterbichtung in Deutschland, in welcher die beutfche Helbenfage in frembem Gewanbe erscheint. So dichtete der Mönch Eckeharb von St. Gallen das Waltharilieb (§. 5,3) in lateinischen Hexametern, ein lothringischer Geistlicher bearbeitete die Tiersage in lateinischer Sprache, die Nonne Roswitha (§. 23, 3) in dem Benebiktinerkloster Ganbersheim am Harz bichtete sechs lateinische Komöbien, Legenben und sang ein Lobgebicht auf Otto I. in gereimten Distichen. Allerwärts regten sich vom Christentum burch-brungene und geläuterte geistige Kräfte. Das Christentum, das der Mönch Ansgar von Korvep (§• 18) unter Lubwigs des Frommen Regierung nach Skanbinavien getragen hatte, würde unter Heinrich I. und Otto I. (§. 19, 2 u. 3) den slawischen Völkern des Ostens gebracht. Abalbert von Prag (§. 19, 4) verbreitete es unter den Böhmen und erlitt in seinem eblen Beruf 997 unter den Preußen den Märtyrertob; Otto von Bamberg verkünbigte es unter den Pommern. §. 23. 3)ie stauen im peitßii Mraum. 1. Durch das Christentum erhielt die Frauenwelt in Europa allgemein die geachtete und würbige Stellung, welche ihr unter den Deutschen von jeher eingeräumt worben war. Das Frauengemüt war der beste Boben für die christliche Saat, und durch Frauenhanb fanb sie die liebevollste Pflege. Bei der großen Empfänglichkeit für geistige Interessen überhaupt und bei ihrem zurückgezogenen, häuslichen Leben waren die Frauen, besonbers die der höheren Stänbe, der Bilbung leichter zugänglich als die mit den Waffen beschäftigten Männer; viele lernten

7. Geschichte des Mittelalters - S. 139

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 23. Die Frauen im zweiten Zeitraum. 139 den Hofleuten beleidigende Äußerungen vernehmen mußte, so entfernte sie sich vom kaiserlichen Hoflager und begab sich nach Burgund, wo sie von ihrem Bruder und dessen Gemahlin auf das freundlichste aufgenommen wurde. Otto Ii. fühlte jedoch Reue über die Abreise seiner Mutter und ließ sie 980 einladen, zu ihm nach Pavia zu kommen. Er fiel ihr, als sie erschien, zu Füßen, flehte sie um Vergebung an und erwies ihr bis an seinen Tod die größte Ehrerbietung. Adelheid riet ihrem Sohne ab, den Kampf um Kalabrien und Apulien aufzunehmen, Theophano ermunterte ihn desto mehr dazu. Der unglückliche Ausgang desselben ist bekannt; Adelheid hatte ihn vorausgesehen. Während Ottos Iii. Minderjährigkeit leiteten Theophano und Adelheid die Regierung mit Kraft und Umsicht gemeinschaftlich. Doch gab sich zwischen beiden Frauen bald eine große Mißstimmung zu erkennen, welche in offene Feindschaft ausartete. Theophano schwur, Adelheid keinen Einfluß mehr zu gönnen, da starb sie 991. Die gleichzeitigen Chronisten rühmen Theophanos einnehmendes Betragen, ihre große Bescheidenheit und Freigebigkeit, nicht minder ihre Entschlossenheit gegenüber ihren Feinden und ihre ausgesprochene Vorliebe für Bildung und Wissenschaft. Wenn man ihr vorwirft, daß sie italische und griechische Bildung hochgeschätzt und die Griechen mehr geliebt habe als die Deutschen, so darf man nicht vergessen, daß sie eine Griechin von Geburt war und ihre Jugendjahre in Italien verlebt hatte. Adelheid übernahm abermals die Regierung, aber nur auf kurze Zeit. Ums Jahr 995 zog sie sich nach Selz bei Straßburg zurück, wo sie fern vom Geräusche der Welt nach einem sehr thatenreichen Leben frommen Andachtsübungen lebte und bis an ihr Ende viel Gutes wirkte. Sie starb am zweiten Weihnachtsfeiertage 999 und wurde in dem von ihr gestifteten Kloster zu Selz beigesetzt. Die Kirche verehrt in ihr eine Heilige. 4. Unter Otto I. lebte im Kloster Gandersheim im Braunschweigischen eine gelehrte Nonne, Roswitha, welche aus einem angesehenen sächsischen Hause stammte und von ihrer Äbtissin Ger-berga in Mathematik, Geschichte, in der lateinischen und griechischen Sprache wohl unterrichtet worden war. Sie dichtete Schauspiele geistlichen Inhalts in lateinischer Sprache und verfaßte auch eine poetische Erzählung der Thaten Ottos des Großen, worin sie sich bemühte, die Verhältnisse des königlichen Hauses so schön und glänzend als möglich zu schildern. Ihre Schauspiele wurden von

8. Geschichte des Mittelalters - S. 140

1888 - Wiesbaden : Kunze
140 Zweite Periode des Mittelalters. Nonnen aufgeführt, sie enthalten jedoch Gespräche, die unserem heutigen Geschmack nicht mehr entsprechen. 5. Kunigunde, die Gemahlin Heinrichs Ii. (§. 19, 4), war eine fromme Frau, deren ganzes Leben dem Dienste Gottes und der Wohlthätigkeit gewidmet war. Nach dem Tode ihres Gemahls zog sie sich in das Kloster Kaufungen zurück, nahm den Schleier und starb 15 Jahre nach ihrer Einkleidung. Während dieser Zeit übte sie gewissenhaft die übernommenen Pflichten und verfertigte dabei schöne Kirchengewänder und Teppiche, was sie meisterhaft verstand. Vor ihrem Tode gebot sie, man solle ihr keinerlei Schmuck mit ins Grab geben; ihre Nonnenkleidung genüge. Papst Innocenz Iii. versetzte sie 1201 unter die Heiligen. 6. Gisela, die Gemahlin Konrads Ii. (§. 20, 1), war eine Tochter des Herzogs Hermann von Schwaben und Gerbergas, der Tochter des Königs Konrad von Burgund. Sie war eine fromme, kluge, schöne Fürstin und zuerst an den Grasen Bruno von Braun-schweig vermählt. Aus dieser ersten Ehe stammte Gras Ludolf. Darnach heiratete Gisela den Markgrafen Ernst von Östreich und wurde Mutter des unglücklichen Herzogs Ernst von Schwaben. Um sich zum dritten Male zu vermählen, ließ sie sich von Kaiser Konrad entführen. Konrad und Gisela waren nämlich miteinander verwandt, und die Geistlichkeit wollte diese Verbindung nicht einsegnen; allein das feste und entschiedene Auftreten Konrads lähmte den Widerstand der Bischöfe, und diese gaben zuletzt nach. Gisela war eine vortreffliche Frau, welche bei großen geistigen Fähigkeiten das höchste Glück in der Liebe ihrer Angehörigen und in Einern bescheidenen, ruhigen Familienleben fand. Wie Kunigunde liebte sie die weiblichen Arbeiten, und schon am frühen Morgen traf man die Kaiserin in voller Thätigkeit. Dabei war sie sparsam im Haushalte, aber freigebig gegen Arme und Kranke. Das Schicksal schlug ihr mit dem Tode ihres Sohnes Ernst eine tiefe Wunde; doch ertrug sie diesen Verlust mit frommem, gottergebenem Sinne. Ihr Sohn Heinrich Iii. (§. 20, 2) war der Mutter an Größe der Gesinnung und Thatkraft gleich; leider aber starb er zu früh. Er war zuerst mit Kunehilde (§.21, 2) und nach ihrem Tode (1038) mit Agnes von Poitou vermählt, einer sehr gebildeten und entschlossenen Frau, welche zuerst über ihren minderjährigen Sohn Heinrich Iv. die Vormundschaft führte und bei der Verwaltung des Reiches große Kraft und Umsicht an den Tag legte. Als die Bischöfe ihr den Sohn raubten, begab sich Agnes nach Frankreich und nahm den Schleier.

9. Geschichte des Mittelalters - S. 66

1888 - Wiesbaden : Kunze
66 Erste Periode des Mittelalters. Gerührt durch ihr Schicksal, rief er aus: „Sie sollen Engel (angeli), Genossen in den himmlischen Reichen sein, denn ein engelisches Ansehen tragen sie." Auf seine Veranlassung zog der Benediktiner Augustinus mit 40 Mönchen nach England, wo ihn König Ethel-bert von Kent aufnahm. Die Angelsachsen wurden nun innerhalb 80 Jahren zum Christentum bekehrt; es wurde das Bistum Canter-bury gegründet und der Papst als Oberhirt anerkannt. Kirchen, Schulen und Klöster entstanden, und ein reges christliches Leben entfaltete sich. Von den britischen Inseln wanderten glaubensstarke Männer nach Deutschland, um in gefahrvoller Missionslhätigkeit auch dort das Heidentum zu verdrängen. Von Irland zog Kolumban (t 615), von den Franken begünstigt, mit 12 Gehilfen 595 zu den Alemannen nach Austrasien und wirkte in den Vogesen. Von dort vertrieben, begab er sich an den Bodensee, wo er Bregenz gründete, und starb jenseit der Alpen unter den Langobarden. Sein zurückgebliebener Schüler Gallus (f 646) stiftete in der Wildnis südlich des Bodensees das nach ihm benannte, später so berühmte Kloster St. Gallen, von dem aus das Bekehrungswerk fortgesetzt wurde. Der Schotte Kilian drang den Main hinauf zu den Ostfranken und Thüringern, gründete Würz bürg und fand daselbst den Märtyrertod. Der erwachte Missionseifer weckte auch unter den Franken Nachahmung: der Franke Fridolin lehrte am Oberrhein und wurde Gründer des Klosters Säckingen; unter seinem Stammesgenossen Pirminius (t 754) entstand das Kloster Reichenau auf einer Bodenseeinsel, ein dritter, Emmeran, wirkte im 7. Jahrhundert in Bayern. Die Angelsachsen wandten auch den sprach-verwandten Friesen ihre Missionsthätigkeit zu und wurden darin von den Franken unterstützt, welche die Unterwerfung dieser unruhigen Grenznachbarn erstrebten. Die Friesen wehrten sich aus Furcht vor der Frankenherrschaft lange gegen die neue Lehre, erst der Angelsachse Willibrord (f 730) hatte Erfolg unter ihnen. Er wurde vom Papst zum Bischof ernannt, und nachdem Karl Martell die Friesen besiegt hatte, nahm Willibrord in dem von ihm gestifteten Utrecht seinen Sitz, von wo er sich auch noch zu den Thüringern und Bayern begab. Bonifacius. Die erfolgreichste Thätigkeit unter den Deutschen entfaltete der angelsächsische Mönch Winfried, genannt Bonifacius, der „Apostel der Deutschen". Dieser bereitete dem Christentum in Mitteldeutschland eine bleibende Stätte und gab der christlichen Kirche in Deutschland eine feste Ordnung, brachte sie aber

10. Geschichte des Mittelalters - S. 67

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 13. Die römische Kirche. Bonifacius. Die Klöster. 67 in die engste Verbindung mit Rom. Er wurde 680 zu Kirton in Davonshire geboren, gehörte einer angesehenen Familie an und war für eine glänzende weltliche Laufbahn bestimmt. Allein er fühlte einen unwiderstehlichen Beruf zum geistlichen Stand und empfing im 30. Jahre die priesterliche Weihe. 715 begab er sich nach Friesland,, um die dortigen Heiden zu bekehren. Da aber deren König Ratbod der Ausbreitung des Christentums sich hartnäckig widersetzte, so waren Winfrieds Bemühungen vergeblich. Drei Jahre später reiste er nach Rom und erhielt hier vom Papste die Vollmacht, das Evangelium unter den heidnischen Deutschen zu verkündigen. Zuerst unterstützte er in Thüringen und Bayern den greisen Willibrord, Erzbischof von Utrecht, in seinem mühevollen Berufe. Darnach laufte er zu Amöneburg unweit Marburg zwei Fürsten und gründete ein Kloster. Auf den Bericht seiner erfolgreichen Thätigkeit berief ihn der Papst Gregor Ii. 718 nach Rom, weihte ihn zum Bischof und nannte ihn Bonifacius. Am Grabe des heiligen Petrus nahm er ihm einen feierlichen Eid der Treue und Unterordnung unter die römische Kirche ab, daß er nie im Widerspruche mit dem Papste lehren und handeln wolle. Dieser Vorgang verschaffte in der Folge den Päpsten das Übergewicht im westlichen Europa. Bonifacius kehrte nach Deutschland zurück und setzte, von Karl Martell unterstützt, das begonnene Werk der Heidenbekehrung mit solchem Erfolge fort, daß er bis 739 bereits 100000 Heiden getauft hatte. Allenthalben gründete er Klöster und führte in diesen wie in den von den irischen Missionaren bereits gestifteten die Ordensregel Benedikts ein. Er ließ Mönche und Nonnen aus England kommen, das Land urbar machen, Bücher abschreiben, die Jugend unterrichten und nützliche Fertigkeiten verbreiten. Dem heidnischen Aberglauben trat er überall kräftig entgegen. Bei Geismar in Oberhessen stand eine uralte, gewaltige Eiche, welche dem Donnergotts Thor geweiht war. Diese schadete seinen Bemühungen, und er beschloß, sie mit seinen Gefährten zu fällen. Als nun der Riesenstamm den mächtigen Axtstreichen zu erliegen begann, glaubte die gaffende Menge, der Blitz werde den Frevler auf der Stelle erschlagen. Da dies aber nicht geschah, so waren die abergläubischen Heiden von der Machtlosigkeit ihrer Götzen Überzeugt, ließen sich taufen und errichteten aus dem Holze der gefällten Donnerreiche eine christliche Kapelle. Schon 732 wurde Bonisacius zum Erzbischof von Deutschland ernannt und sechs Jahre später nochmals nach Rom berufen, um neue Vollmachten zu empfangen. Nach feiner Rückkehr stiftete 5*
   bis 10 von 24 weiter»  »»
24 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 24 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 6
2 0
3 0
4 4
5 0
6 0
7 1
8 1
9 1
10 2
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 1
23 1
24 0
25 0
26 0
27 6
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 5
34 0
35 0
36 0
37 6
38 0
39 0
40 0
41 0
42 5
43 0
44 0
45 9
46 11
47 0
48 2
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 2
2 0
3 0
4 0
5 0
6 0
7 0
8 0
9 1
10 0
11 0
12 0
13 3
14 0
15 0
16 2
17 10
18 0
19 0
20 4
21 0
22 0
23 3
24 0
25 5
26 0
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 1
35 4
36 0
37 2
38 0
39 6
40 0
41 1
42 1
43 6
44 0
45 2
46 0
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 1
53 0
54 0
55 0
56 6
57 0
58 8
59 0
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 1
66 0
67 1
68 0
69 2
70 1
71 4
72 0
73 0
74 0
75 0
76 0
77 1
78 0
79 0
80 1
81 0
82 0
83 15
84 0
85 0
86 0
87 3
88 0
89 0
90 0
91 0
92 3
93 0
94 0
95 1
96 0
97 0
98 0
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 9
1 3
2 4
3 1
4 22
5 4
6 0
7 4
8 1
9 0
10 23
11 2
12 1
13 1
14 1
15 0
16 41
17 0
18 13
19 27
20 0
21 0
22 0
23 0
24 3
25 0
26 26
27 1
28 0
29 7
30 1
31 8
32 0
33 28
34 2
35 0
36 0
37 0
38 1
39 3
40 1
41 10
42 0
43 13
44 2
45 3
46 2
47 0
48 21
49 5
50 5
51 2
52 1
53 2
54 8
55 3
56 11
57 5
58 13
59 46
60 0
61 3
62 8
63 1
64 26
65 3
66 0
67 0
68 6
69 0
70 0
71 2
72 24
73 0
74 4
75 6
76 0
77 32
78 0
79 3
80 23
81 39
82 2
83 0
84 0
85 2
86 1
87 0
88 5
89 1
90 0
91 8
92 0
93 1
94 0
95 0
96 0
97 28
98 0
99 7
100 26
101 0
102 5
103 2
104 0
105 4
106 13
107 1
108 0
109 0
110 1
111 1
112 12
113 2
114 2
115 0
116 7
117 1
118 15
119 0
120 7
121 5
122 1
123 6
124 4
125 3
126 8
127 12
128 16
129 2
130 0
131 13
132 25
133 1
134 4
135 0
136 20
137 1
138 0
139 3
140 2
141 0
142 7
143 7
144 0
145 11
146 5
147 5
148 10
149 0
150 3
151 4
152 11
153 1
154 4
155 4
156 2
157 3
158 30
159 1
160 0
161 0
162 0
163 0
164 0
165 12
166 17
167 3
168 0
169 8
170 0
171 53
172 8
173 22
174 0
175 5
176 2
177 22
178 1
179 10
180 2
181 2
182 5
183 14
184 9
185 1
186 3
187 6
188 1
189 0
190 0
191 38
192 29
193 0
194 11
195 1
196 10
197 10
198 2
199 3